Obstbäume liegen Yvonne Beßlich bereits seit ihrer Kindheit am Herzen. Sie engagiert sich im Gartenbauverein Roßtal und Umgebung e.V. und widmet sich nebenberuflich der Baumpflege. Da für die korrekte Pflege von Obstbäumen fundiertes Wissen erforderlich ist, war eine entsprechende Weiterbildung für sie der nächste Schritt. Mittlerweile gibt es immer mehr Möglichkeiten zur Aus- und Fortbildung im Bereich Streuobst, die wertvolles Wissen zur Anlage und Pflege, Sortenkunde und den Verwertungsmöglichkeiten vermitteln. Yvonne Beßlich entschied sich für die Ausbildung zur zertifizierten Landschaftsobstbaumpflegerin, die sie im November 2022 abschloss.
Wie kann man sich zur Landschaftsobstbaumpflegerin ausbilden lassen?
I. Beßlich: Ich habe die Ausbildung bei Josef Weimer über die Streuobstinitiative Hersbruck absolviert. (https://www.streuobst-in-bayern.de/aus-und-fortbildungen). Die Ausbildung beinhaltete sechs Module, abwechselnd Theorie- und Praxiseinheiten. Ziel der Ausbildung war es den Obstbaum im Ganzen zu verstehen. Denn ein junger Baum benötigt andere Pflegemaßnahmen als ein erwachsener oder ein alter Baum. Neben Schnitt- und Pflegearbeiten haben wir auch Veredelung, Obstarten und -sorten, Beerenobst und Hecken sowie Baumgesundheit behandelt. Am Ende haben alle Ausbildungsteilnehmer*innen eine theoretische und praktische Prüfung absolviert.
Was hat Sie dazu bewegt, die Ausbildung zur Landschaftsobstbaumpflegerin zu absolvieren?
I. Beßlich: Mein Mann arbeitet im Bereich Fällung und Pflege von Bäumen mit Seilklettertechnik. Ich unterstütze ihn schon seit mehreren Jahren dabei. Hierbei gab es auch immer wieder Anfragen von Kund*innen, ob wir auch die Pflege von Obstbäumen übernehmen können. Da ist in mir die Idee gereift, eine Ausbildung zur Obstbaumpflegerin zu machen, da die Pflege von Obstbäumen ein erweitertes Wissen erforderlich macht. Außerdem mag ich schon seit meiner Kindheit Obstbäume. Ich habe mit meinen Eltern viel Obst geerntet und eingekocht, Marmeladen und Zwetschgenmus hergestellt.
Wie kann ich als Streuobstwiesenbesitzer von Ihren Kenntnissen als Landschaftsobstbaumpflegerin profitieren?
I. Beßlich: Wir haben in der Ausbildung gelernt, ein Verständnis für Obstbäume zu entwickeln, damit die Bäume in einem guten Gleichgewicht zwischen Fruchtertrag und Wachstum stehen und so ein hohes Alter erreichen können. Von dem Wissen, welches wir während der Ausbildung erworben haben, kann man in vielerlei Hinsicht profitieren. Das fängt schon bei der Neupflanzung von Bäumen an, bei der Sortenwahl, bei der Entscheidung, welche Unterlage verwendet wird. Es geht weiter mit dem Wissen, wie ein Erziehungsschnitt erfolgt, welche Maßnahmen ein junger Baum benötigt, wie er seine Struktur bekommt. Für den Baum im erwachsenen Alter sollte man darauf achten, dass er seine Struktur nicht verliert und beim Altbaum geht es um Erneuerung und Entlastung bis dahin, ihn in Würde sterben zu lassen oder zu entfernen. Auch haben Obstbaumpfleger*innen gelernt, wann ein Sommerschnitt und wann ein Winterschnitt erforderlich ist. Schneiden ist nur eine Maßnahme neben vielen anderen, wie z.B. das Hacken der Baumscheiben, das richtige Anbinden, die Fruchtausdünnung oder das Wässern.
Foto: Yvonne Beßlich teilt ihr Wissen während eines Winterschnittkurses des Gartenbauvereins Roßtal und Umgebung e.V. © privat.